Gesellschaftswagen 10 832
Neubeginn nach 1945
Nach dem Krieg bestand bei der DR-West bzw. DB kein Bedarf mehr an einem Gästeschlafwagen mit lediglich acht
Schlafgelegenheiten - eine Regierung war in der Anfangszeit nicht vorhanden und auch in Hinblick auf spätere Zeiten sah man
offensichtlich keinen Bedarf für ein solches Fahrzeug. So verwundert es wenig, daß bereits frühzeitig Ideen
entwickelt wurden, wie man mit dem Wagen 10 234 weiter zu verfahren habe, schließlich stand mit ihm ein noch relativ
junges und nicht zuletzt auch technisch nahezu aktuelles Fahrzeug zur Verfügung, das mit den schweren Görlitzer
Drehgestellen der Regierungsbauart zudem einen verhältnismäßig ruhigen Lauf erzielte.
Ein erster Vorschlag sah den Umbau des 10 234 in einen Meßwagen für das Eisenbahn-Zentralamt in Göttingen
vor, von dem jedoch aus bislang unbekannten Gründen wieder Abstand genommen wurde. Gleiches traf ebenso auf den Versuch zu,
den 10 234 wie drei andere ehemalige Salonschlafwagen (10 221, 10 231 und 10 232) an die DSG zu vermitteln.
Zu den Gründen des Scheiterns können leider nur Vermutungen angestellt werden, es könnte aber durchaus sein,
daß der Frühstücksraum eine nicht ganz unwichtige Rolle bei der Entscheidung der DSG gespielt haben mag, denn
hier stellt sich die Frage, wie man diesen Raum in einem "normalen" Schlafwagen hätte sinnvoll nutzen können.
Mit lediglich acht Abteilen (und 16 Betten, einen Umbau vorausgesetzt) bei einer LüP von 24,3 m wäre jedenfalls
kein DSG-Mitarbeiter in Begeisterungsstürme ausgebrochen. Während dieser Zeit war der Wagen unbestätigten Angaben
nach in München stationiert.
Umbau zum Gesellschaftswagen
Mit Aufkommen der sogenannten "Samba-Expresszüge" stieg auch der Bedarf an weiteren Gesellschaftswagen und so
wurde der 10 234 nach der Ablehnung durch die DSG im Jahr 1953 zu einem solchen Fahrzeug hergerichtet. Um dies zu erreichen,
wurde die vorhandene Einrichtung des Wagens vollständig entfernt und dafür neben einer großen Tanzfläche
jeweils ein Übertragungsraum, Reiseleiterabteil, Vorratsraum (mit Spüle) und Lagerraum eingebaut. Im Gesellschafts-
raum waren zudem noch eine Eckbank und eine Theke angeordnet worden. Äußerlich fiel der Umbau zu Anfang so gut wie nur
durch die veränderte Lackierung in Bordeauxrot auf. Auf den zweiten Blick sind auch die neuen Lüfter (sieben
Kuckuckslüfter statt der elf doppelten Wendlerlüfter), die fehlende Dachantenne und eine veränderte
Klappenanordnung in den Seitenschürzen erkennbar.
Nach dem Umbau wurde der Wagen nach Nürnberg Hbf umbeheimatet und trug fortan die Bezeichnung WG 4üe-38/53,
10 835 Nür. Neben dem normalen Dienst, kam der Wagen auch des öfteren bei repräsentativen Gelegenheiten
zum Einsatz, auch wurde er mehrfach auf Ausstellungen präsentiert, so unter anderem bei der 125-Jahr-Feier der Deutschen
Eisenbahnen im Jahr 1960.
Weitere Umbauten und Umzeichnungen
Bereits im Jahr 1960 ergab sich der nächste Umbau, bei dem vor allem Änderungen an den Kopfenden vorgenommen worden
sind. Um eine möglichst gute Verwendbarkeit des Wagens zu erreichen, wurden dabei die Stirnseiten verschlossen und mit
einem Gummiwulstübergang versehen. Bei dieser Gelegenheit wurden auch gleich noch Zugschlußleuchten in die neuen
Stirnwände integriert (siehe oberes Foto), ebenso mußten die noch vorhandenen Salon-Stirnwandtüren neuen
Schiebetüren weichen. Unklar ist, ob bei gleicher Gelegenheit auch die im Gesellschaftsraum befindliche Theke
verlängert wurde oder ob dies erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt ist. Nach dem Umbau, bei dem auch eine
Ölheizung eingebaut wurde, erhielt der 10 835 Nür die neue Gattungsbe- zeichnung
WG 4üg(e)-38/53/60 (sie könnte aber auch WG 4üm-38/53/60 gelautet haben, da dies die eigentlich
korrekte Bezeichnung gewesen wäre).
Sechs Jahre später erfolgt mit der Umstellung der Reisezugwagen-Nummern auf das Computernummernsystem schließlich die
Umzeichnung zu WGüm 821.0, 51 80
89-40 503-1 (gelegentlich taucht auch
die Bezeichnung WGüg(e) 821.0 auf). Eine weitere Umzeichnung ergibt sich mit dem zumindest zeitweisen Verlust der
RIC-Fähigkeit (vermutlich Anfang der siebziger Jahre), erkennbar am Wechsel von 51 auf 50: WGüm 821.0,
50 80
89-40 503-0.
In den siebziger Jahren erfolgt schließlich noch ein Tausch der alten Görlitzer Drehgestelle gegen solche der Bauart
Minden- Deutz 34. Um die Bewegungsfreiheit der neuen Drehgestelle nicht einzuschränken, entfielen bei gleicher Gelegenheit
zudem auch die Seitenschürzen im Bereich oberhalb der Drehgestelle.
Der seit seiner Herrichtung zum Gesellschaftswagen durchgängig in Nürnberg beheimatete Wagen wurde schließlich am
24.07.1980 ausgemustert. Allerdings sollte das nicht das Ende des 10 835 Nür sein!
Reaktivierung für das Verkehrsmuseum Nürnberg
Im Zuge der Vorbereitungen für das 150-jährige Jubiläum der Deutschen Eisenbahnen erfolgte die Aufarbeitung
einiger Eil- und D-Zug-Wagen aus der Vorkriegszeit und unter diesen befand sich auch der 10 835 Nür, nun wieder
unter seiner bis 1966 gültigen Nummer geführt (wenngleich die offizielle DB-Nummer nun
51 80
89-50 900-5 lautet). Im Zuge der Herrichtung wurden unter anderem die
Stirnwände wieder geöffnet und mit Faltenbälgen versehen. Der fertige Schnellzug wurde dann im Rahmen einer
Präsentationsfahrt am 11.07.1984 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Seit dieser Zeit nahm der 10 835 Nür an unzähligen Sonderfahrten (nicht nur) des seit geraumer Zeit als DB
Museum bezeichneten Verkehrsmuseums teil. Trotz der inzwischen recht abgewohnten Inneneinrichtung befand sich das Fahrzeug bis
vor kurzem noch im Einsatzbestand des Nürnberger Museums und war dabei zuletzt häufig Bestandteil des "Blauer
Enzians" (oder besser der unter dieser Bezeichnung geführten Wagengarnitur). Seit Anfang 2006 befindet sich der Wagen
nun mit abgelaufenen Fristen in der Obhut der Außenstelle des DB Museums in Koblenz-Lützel.
Weiterführende Links
Übersichtsskizzen
Verwendung und Einsatz vor 1945
Einsätze bei den Alliierten Streitkräften
Zur Übersicht der heute noch vorhandenen Neubausalonwagen
Quellenangaben
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Technische Daten
Herstellerwerk |
Gebrüder Credé & Co., Kassel-Niederzwehren |
Baujahr |
1939 |
Herrichtung zum Gesellschaftswagen |
1951 |
Ausmusterung |
01.08.2002 |
Bezeichnungen |
nach Umbau 1951 |
WG 6ü-39/51, 10 832 Ffm |
nach Umbau 1962 |
WG 6üge-39/51/62, 10 832 Ffm |
nach Umzeichnung 30.09.1966 |
WG6üge 822.0, 51 80 89-40 530-3 |
nach Tausch der Drehgestelle |
WGüge 822.0, 50 80 89-80 530-4 |
nach Umbau 1979 |
WGügh 826, 51 80 89-92 530-0 |
Abteile |
Einstiegsräume |
2x |
Gesellschaftsraum |
1x |
Elektroakustikraum |
1x |
Konferenzraum |
1x |
Gästeraum / Begleiterraum |
je 1x (später 0x / 1x) |
Abort |
1x |
Abstellraum |
1x |