Salonbadewagen Sal Bad 6ü-39
Wagennummer: 10 281 Bln
Nach 1937 war mehr und mehr absehbar, daß zukünftig eine größere Anzahl von Personen über einen
längeren Zeitraum im Sonderzug Hitlers würde Platz finden müssen und die gebotenen Waschge- legenheiten somit
irgendwann nicht mehr befriedigen würden. So kam man auf die Idee eines reinen Badewagens, welcher neben Badewannen und
Duschen auch einen Friseur-Salon aufnehmen sollte.
Im Mai 1938 wurde schließlich das fortan als 10 281 Bln bezeichnete Fahrzeug in Auftrag gegeben. Es ist
allerdings nicht ganz klar, ob die Fertigstellung des Wagens von Anfang an für April 1939 vorgesehen war. Fakt ist,
daß man sich spätestens ab Anfang 1939 darum bemühte, sowohl den Aussichtswagen als auch den Badewagen
rechtzeitig zu Hitlers 50. Geburtstag dem Regime des Dritten Reichs übergeben zu können. Offenbar wurde damit
versucht, die DRB in möglichst gutem Licht zu präsentieren. Der 10 281 Bln wurde dann tatsächlich
zusammen mit dem Aussichtswagens 10 282 Bln rechtzeitig vor den Feierlichkeiten abgeliefert und als 'Geschenk' an
Hitler übergeben, wobei die (auch damals übliche) Verwendung des Begriffes Geschenk eigentlich etwas irreführend
ist, da die Deutsche Reichsbahn natürlich auch nach dieser Aktion Eigentümer beider Fahrzeuge blieb (und damit auch
die Betriebskosten zu tragen hatte).
Aufgrund des recht hohen Eigengewichts von 78,2 t (inkl. Wasservorrat) kamen erstmals dreiachsige Görlitzer
Drehgestelle zum Einsatz, die außerdem dazu führten, daß trotz der ungleichmäßigen
Gewichtsverteilung (cirka 4 t Mehrlast am Maschinen- raumende) ein ausgezeichneter Wagenlauf erreicht werden konnte, was
angesichts des vorgesehenen Einsatzzwecks nicht ganz unwichtig war.
Die Inneneinrichtung fiel entsprechend der späteren Nutzung einerseits funktional und andererseits dennoch recht
gediegen aus. Als Beispiel für die letztgenannte Kategorie sei nur genannt, daß sämtliche Badewannen wie schon
in den Salonwagen Einfassungen aus Marmor erhielten. Die genaue Raumaufteilung geht aus der Skizze sowie der unten stehenden
Tabelle hervor. Recht interessant ist in diesem Zusammenhang übrigens die Tatsache, daß im Entwurf für den
zweiten (nie fertiggestellten) Badewagen keine Abteile mit Sitzbadewannen mehr vorgesehen waren und dafür dann mehr
Duschräume untergebracht werden sollten.
Konstruktion und Bau dieses Wagens oblagen der Waggonfabrik Gebrüder Credé aus Kassel-Niederzwehren, die ihn im
April 1939 auslieferte.
Verwendung und Umbauten bis 1945
Anders als dem Aussichtswagen sollte dem 10 281 Bln ein reger Einsatz im Sonderzug Hitlers beschieden sein, zu dessen
Wagenpark er im Grunde seit seiner Übergabe zählte. Spätestens mit Ausbruch des Krieges blieb der Badewagen
beständig im Sonderzug, wobei er sich bei den Fahrgästen dem Vernehmen nach großer Beliebtheit erfreute.
Eine Veränderung dieser Situation zeichnete sich im Herbst 1942 ab, da sich der im Zug mitreisende Personenkreis
vergrößert hatte. Aus diesem Grund ersuchte man um die Einstellung eines weiteren Begleiterschlafwagens, was jedoch
nur möglich war, wenn gleichzeitig ein anderer Wagen ausgesetzt werden würde (der Zug war mit 15 Wagen bereits an
seiner Kapazitätsgrenze). Dazu existiert eine Notiz vom 21.9.1942, die besagt, daß für den neu hinzu- kommenden
10 221 Bln vorläufig der Maschinenpackwagen 105 063 Bln in den Vorzug abzugeben wäre. Dies war
jedoch nur als Übergangsmaßnahme gedacht und man beabsichtigte, später den 10 281 Bln ständig
in den Vorzug übergehen zu lassen (der 105 063 Bln sollte dann wieder in den Hauptzug abwandern). Ob und wann
ggf. genau der Tausch erfolgt ist, ist nicht bekannt.
Mit recht großer Wahrscheinlichkeit blieb der Wagen auch weiterhin, unterbrochen nur von Raw-Aufenthalten, in einem der
beiden Züge. Allerdings findet er sich bei Kriegsende nicht im Zugverband von "Brandenburg" bzw. dessen Vorzug
(jedenfalls nicht unter seiner ursprünglichen Nummer), so daß der damalige Aufenthaltsort des 10 281 Bln
nach derzeitigem Wissensstand nicht bekannt ist. Nach der Beschlagnahme durch die US Army war der 10 281 dann vermutlich
bis ins Jahr 1951 für die
US-Besatzungsmacht unterwegs, nach anderen Quellen taucht
der Wagen allerdings in den späten vierziger Jahren noch als Zahnarztwagen 700 460 Esn auf, was aber eher
unwahrscheinlich ist, wenn es auch nicht ganz abwegig erscheint. Abschließend läßt sich festhalten, daß
- der genannte Einsatz bei der US Army vorausgesetzt - die Rückgabe an die Deutsche Bundesbahn spätestens im Jahr 1951 erfolgte.
Weiterführende Links
Übersichtsskizzen
Einsätze bei den Alliierten Streitkräften
Der Wagen 10 281 bei der Deutschen Bundesbahn
Zur Übersicht der heute noch vorhandenen Neubausalonwagen
Quellenangaben
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Technische Daten
Herstellerwerk |
Gebrüder Credé, Kassel-Niederzw. |
Baujahr |
1939 |
Beschafft auf Vertrag |
03.966 / 59.018 |
Entwicklungskostenvertrag ("Entwicklungsfahrzeug") |
03.966 / 59.025 |
Eigengewicht |
78,2 t |
Länge über Puffer |
23.500 mm |
Länge des Wagenkastens (mit Schürzen) |
23.200 mm |
Länge des Wagenkastens (ohne Schürzen) |
22.200 mm |
Drehzapfenabstand |
16.180 mm |
Größte Breite des Wagenkastens |
2.880 mm |
Wagenhöhe über Schienenoberkante |
3.980 mm |
Fußbodenhöhe über Schienenoberkante |
1.260 mm |
Drehgestellbauart |
Sonderbauart Görlitz, 3-achsig |
Drehgestellachsstand |
3.600 mm |
Generatorbauart |
Tatzlagergenerator ZOG 181 |
Bremsbauart |
Kksbr, Hnbr |
Heizungsbauart |
Whzde |
Beleuchtung |
Elektrisch |
Schlußsignalhalter |
In Dachnischen versetzt |
Dachlüfter |
Kuckuckslüfter |
7 Stück |
Abteile |
Einstiegsräume |
2x |
Maschinenraum (Wasseraufbereitung) |
1x |
Wagenbegleiterraum |
1x |
Baderäume mit großer Badewanne |
2x |
Baderäume mit Sitzbadewanne |
3x |
Friseursalon |
1x |
Baderäume mit Duschen |
3x |
Raum für Wasservorräte |
1x |
Endabort |
1x |