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Stand: 07.08.2013
Anstrich und Erscheinungsbild der Salonwagen (Teil 2)

Neues Farbschema ab 1937

Wie bereits zuvor angeklungen, ergaben sich mit dem Bau des sogenannten "Dienstzuges 1937" auch einige grundlegende Änderungen in Bezug auf das Erscheinungsbild der Salonwagen. So unterschieden sich die in diesem Jahr neu beschafften Fahrzeuge nicht nur durch die neuartige windschnittige Konstruktion, sondern auch durch einen veränderten Außenanstrich von den bis dahin im Einsatz befindlichen Salonwagen. Im einzelnen fanden die folgenden Farben Anwendung (zu beachten ist die vorläufige Weiterverwendung von Braungrün als Wagenkastenfarbe bis etwa 1939):

Wagenkasten: Braungrün (RAL 6008, bis ca. 1939)
Deckleisten: Tiefschwarz (RAL 9005) in Kombination mit einem Farbton gemischt aus 50% Grünbeige (RAL 1000) und 50% «Weiß» (vermutlich Grauweiß (RAL 9002))
Untergestell: Tiefschwarz (RAL 9005)
Fahrwerk: Tiefschwarz (RAL 9005)
Dach: Cremefarben, gemischt aus 50% Grünbeige (RAL 1000) und 50% «Weiß» (vermutlich Grauweiß (RAL 9002))
Anschriften: am Wagenkasten: Narzissengelb (RAL 1007)
am Langträger: Narzissengelb (RAL 1007), Grauweiß (RAL 9002), Tiefschwarz (RAL 9005)
am Drehgestell: Narzissengelb (RAL 1007)

Die Angaben für den cremefarbenen Dachanstrich und die cremefarbenen Zierlinien der Deckleisten beziehen sich auf das Jahr 1937, für den Zeitraum ab 1938 kann eine Mischung aus 50% Grünbeige (RAL 1000) und 50% Grauweiß (RAL 9002) als recht sicher angenommen werden. Quelle dieser Farbtöne sind zwei Zeichnungen für die 1937 bzw. 1938 von Wegmann gelieferten Salonwagen, die mir dankenswerterweise von Wolfgang Diener zur Verfügung gestellten worden sind. Akten zur Umlackierung älterer Wagen (etwa des 10 375 Bln) sprechen in diesem Zusammenhang im übrigen von einer "Weißung" des Dachs. Einen Eindruck des Farbtons vermittelt ein Foto von 1938 aus dem Bildarchiv des Life Magazine, welches auf Google (http://images.google.com/hosted/life) eingesehen werden kann.

Einige Rätsel gibt der Anstrich der Dachaufbauten auf. Nach den Vorschriften der Reichsbahn waren diese üblicherweise in der Farbe des Daches zu streichen, was auch auf einigen Werkfotos zu erkennen ist (siehe hierzu u. a. das untenstehende Bild). Bei einigen Wagen jedoch wich der Anstrich der Dachaufbauten (Dachlüfter, Signal-Halter) eindeutig von dem des Daches ab. In diesen Fällen kam eine dunklere Farbe zur Anwendung, dessen Farbton nicht bekannt ist. Belegt ist diese Variante u. a. bei den vier Wagen 10 205 Bln, 10 221 Bln, 10 234 Bln sowie 10 281 Bln.

Bild Lackierung im Jahr 1937/38 - 10 252 Bln
Beraterwagen 10 252 Bln mit braungrünem Wagenkasten und beigem Dach (1938)
Werkfoto Wegmann, Sammlung Jens Nestvogel

In Hinblick auf die Anschriften gibt eine Zeichnung der Firma Westwaggon aus dem Jahre 1938 nähere Auskunft. Hierauf findet sich folgender Hinweis: "Die gesamte Beschriftung am Wagen wird gelb ausgeführt". Ob dies auch auf die sonst in Grauweiß (RAL 9002) gehaltenen Angaben zur nächsten Untersuchung zutraf, läßt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen.

Ungewöhnlich war die Kennzeichnung der elektrischen Beleuchtung, die gegenüber den bisher üblichen Gepflogenheiten invers ausgeführt wurde (gelbe Schrift auf schwarzem Grund mit gelber Umrahmung statt schwarzer Schrift auf weißem Grund).

Mit der neuen Lackierung ging auch die Verlegung von Wagennummer- und Direktionsangabe einher (letztere zudem nur noch als Abkürzung). Ihr neuer Platz befand sich oberhalb des Anschriftenfeldes (zwischen Regenrinne und Fensteroberkante) auf der jeweils linken Wagenseite. Während das Kürzel der Reichsbahndirektion direkt auf den Wagenkasten aufgebracht wurde, benutzte man für die Wagennummer weiterhin ein Emailleschild - laut vorgenannter Westwaggon-Zeichnung aus dem Jahr 1938 mit schwarzem Grund. Ob dies auch für alle anderen Wagen galt, ist nicht sicher. Später wurde eventuell ganz auf die Emailleschilder verzichtet, so sind auf den Werkaufnahmen des Begleitkommandowagens 10 224 Bln aus dem Jahr 1942 keine solchen Schilder mehr zu erkennen, die Wagennummer befindet sich in diesem Fall ebenso wie das Direktionskürzel direkt auf dem Wagenkasten.

Eine weitere Veränderung muß zwingend im Zusammenhang mit den politischen Entwicklungen der damaligen Zeit gesehen werden. Am 10. Februar 1937 wurde mit dem "Gesetz zur Neuregelung der Verhältnisse der Reichsbank und der Reichsbahn" die Deutschen Reichsbahn wieder unter die Hoheit des Reiches gestellt. Damit eröffnete sich auch die Möglichkeit, die Fahr­zeuge der Reichsbahn mit dem Hoheitszeichen des Dritten Reichs auszurüsten, was erstmalig bei den 1937 gelieferten Salon­wagen realisiert wurde. Den etwa in der Wagenmitte montierten und in Leichtmetallguß gefertigten Reichsadler flankierten rechts und links des Lorbeerkranzes die ebenfalls plastisch umgesetzten Buchstaben D und R.

Während die ersten Fahrzeuge des Baujahrs 1937 noch mit einer schmaleren Version des Reichsadlers ausgeliefert worden sind (eventuell 680 mm oder 720 mm), erhielten die Fahrzeuge (spätestens) ab Baujahr 1938 bereits die endgültige, 900 mm breite Ausführung. Und auch die 1937er Wagen wurden etwa zu diesem Zeitpunkt entsprechend umgerüstet.

Zeitraum ab 1938/39

Waren 1937 nur die neu in Dienst gestellten Fahrzeuge von der Änderung bei Zierlinien und Dachanstrich betroffen, begann 1938 die Anpassung jener Salonwagen, die für die Regierung und das Reichsverkehrsministerium (RVM) zum Einsatz kamen. Betroffen waren davon unter anderem die Wagen 10 203 Bln und 10 375 Bln (inklusive "Weißung" des Dachs). Der braungrüne Anstrich des Wagenkastens blieb dabei erhalten.

Eine weitere Veränderung beim Anstrich der Salonwagen ergab sich etwa 1939. Bei der Wagenkastenfarbe wurde Braungrün (RAL 6008) durch Flaschengrün (RAL 6007) abgelöst. Der genaue Zeitpunkt der Umstellung ist leider nicht feststellbar. Auch ist nicht bekannt, wann die Umlackierung der vorhandenen Salonwagen der Baujahre 1937/38 stattfand. Ab nun sah der Anstrich wie folgt aus:

Wagenkasten: Flaschengrün (RAL 6007)
Deckleisten: Tiefschwarz (RAL 9005) in Kombination mit einem Farbton gemischt aus 50% Grünbeige (RAL 1000) und 50% Grauweiß (RAL 9002)
Untergestell: Tiefschwarz (RAL 9005)
Fahrwerk: Tiefschwarz (RAL 9005)
Dach: Cremefarben, gemischt aus 50% Grünbeige (RAL 1000) und 50% Grauweiß (RAL 9002))
Anschriften: am Wagenkasten: Narzissengelb (RAL 1007)
am Langträger: Narzissengelb (RAL 1007), Grauweiß (RAL 9002), Tiefschwarz (RAL 9005)
am Drehgestell: Narzissengelb (RAL 1007)

Bei den Salonwagen für den öffentlichen Verkehr dürfte der neue Anstrich frühestens 1939/40 aufgetaucht sein. Allerdings ist nicht ganz klar, ob dabei dann ebenfalls (noch; s. u.) der cremefarbene Dachanstrich zur Ausführung kommen sollte. Auch wird angesichts des Krieges nur ein kleiner Teil der "normalen" Salonwagen den flaschengrünen Anstrich erhalten haben.

Trotz der einheitlichen neuen Lackierung ergaben sich kleine Unterschiede zwischen den ab 1937 gebauten Fahrzeugen und den übrigen Salonwagen (auch der Regierung). Bei den letztgenannten Fahrzeugen kam eine vereinfachte Zierlinienführung für die Brüstungsleiste zur Anwendung, die sich am besten mit einer kleinen graphischen Gegenüberstellung verdeutlichen läßt:

Aufwendigere Zierlinien-Gestaltung
für die Fahrzeuge ab Baujahr 1937
  Vereinfachte Zierlinien-Gestaltung
für umlackierte Salonwagen

Die unterschiedliche Zierlinienführung begründet sich in der neuartigen Form der Brüstungsleiste bei den ab 1937 beschafften Wagen. War sie zuvor noch plan, lag das obere Drittel nunmehr etwas tiefer als der übrige Teil der insgesamt auch breiteren Leiste (im Profil ähnelte sie also einer kleinen Treppe). Die breite cremefarbene Zierlinie befand sich dabei mittig im unteren Bereich der Brüstungsleiste. An den Kopfenden wurde sie zudem noch durch zwei weitere schmale cremefarbene Zierlinien ergänzt, die die ("Licht-") Kanten der plastisch ausgeführten Brüstungsleiste optisch fortführen sollten.

Im Spätsommer des Jahres 1939 ergaben sich dann weitere Veränderungen beim Außenanstrich. Während die beiden Wagen 10 281 Bln und 10 282 Bln noch mit cremefarbenem Dach ausgeliefert worden sind, zeigen Fotografien aus dem September 1939 eindeutig einen hellgrauen Anstrich. Hierbei dürfte es sich um den Farbton Grüngrau (RAL 7009) gehandelt haben. Am 10. Oktober 1941 ergeht dann die Anordnung, von nun an alle Personenwagendächer in Grauoliv (RAL 6006) matt zu streichen, eventuell war diese Farbe bei den Salonwagen aber schon etwas eher im Einsatz. Allerdings sollte auch diese Variante nicht sehr lange Bestand haben, denn bereits 1942/43 wurde ein neuer Farbton für die Dächer der Personenwagen eingeführt: Schwarzgrau (RAL 7021). Mit diesem recht dunklen Dachanstrich sind unter anderen die beiden Maschinengepäckwagen 105 066 Bln und 105 067 Bln zur Ablieferung gelangt.

Eine Besonderheit stellen die Wagen aus Görings Zug Asien dar, denn auf einigen Fotos aus der Zeit ab etwa 1940 ist eine leichte Tarnlackierung der Wagendächer erkennbar. Eventuell gilt gleiches auch für einen Teil der Befehlszüge der Wehrmacht. Unter diesen Zügen fanden sich auch vollständig abweichende Anstrichvarianten. So wurden die Wagen bei wenigstens einem Zug grau gestrichen, bei einem weiteren Zug kam zeitweise ein "Winter-Tarnungsanstrich" zur Anwendung. Daneben existieren Hinweise darauf, daß mindestens einer der Befehlszüge im Frühjahr 1943 einen "Sommer-Tarnungsanstrich" erhalten hat.

Besonderheiten bei Mitropa-Wagen und requirierten Fahrzeugen

Anfänglich behielten Fahrzeuge der Mitropa im Zugverband der Regierungssonderzüge ihren üblichen roten Anstrich, ab dem Jahr 1938 änderte sich dies jedoch teilweise. Für die Italienreise Hitlers erhielten alle mitgeführten Speise- und Schlafwagen einen braungrünen Anstrich mit vereinfachten Zierlinien (Brüstungsleiste vielleicht sogar nur cremefarben ohne schwarze Umrandung). Einige der 21 dabei umlackierten Mitropa-Wagen behielten ihren grünen Anstrich auch nach der Rückkehr aus Italien. Das gleiche Schicksal sollte während des Krieges noch weitere Fahrzeuge der Mitropa ereilen (was vornehmlich die in den Regierungszügen laufenden Wagen betraf).

Aber auch die durch die Wehrmacht requirierten Fahrzeuge wurden teilweise dem deutschen Farbschema angepaßt, dies gilt sowohl für ehemalige ISG/CIWL-Wagen als auch für ausländische Personen- und Salonwagen (beispielsweise aus Jugoslawien). Unterschiede ergaben sich offenbar bei der Gestaltung der Zierlinien im Bereich der Brüstungsleiste, denn während in einigen Fällen die oben dargestellte vereinfachte Ausführung zur Anwendung kam, fiel sie bei anderen Fahrzeugen dem Anschein nach ganz weg. Aber auch Fahrzeuge mit komplett schwarzer Brüstungsleiste hat es gegeben. Eins jedoch haben die meisten von der Wehrmacht beschlagnahmten und in der Folge umlackierten Fahrzeuge gemein: der Reichsadler wurde zwar angebracht, allerdings (ganz bewußt) ohne die Buchstaben D und R. Zurück zu Teil 1...

Weiterführende Links
 Teil 1: Zeitraum bis 1937/38
 Quellenangaben
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