Anfänge und Situation bis 1937
Mit Bildung der Reichseisenbahnen am 1. April 1920 ergab sich die Aufgabe, die unterschiedlichen Nummernsysteme und
Gattungsbezeichnungen der Länderbahnverwaltungen auf einen - größtenteils vollkommen neuen - Nenner zu
bringen. Vermutlich bereits vor dem Nummernplan von 1923 traten folgerichtig auch neue Regeln für die
Gattungsbezeichnung der Reisezugwagen in Kraft, die vom Grundsatz her recht lange gültig bleiben sollten.
Der Aufwand für die Vereinheitlichung der Gattungsbezeichnungen hielt sich allerdings alles in allem in Grenzen, da
ohnehin ein Großteil der Länderbahnverwaltungen bereits ein weitgehend identisches oder zumindest sehr
ähnliches System (nach preußischem Vorbild) verwendete. Auch das nunmehr für alle Salon-, Revisions- und
Krankensalonwagen gültige Haupt- gattungszeichen "Salon" war zuvor schon länger in Gebrauch (eine
Ausnahme bildeten hier die Königlich Württembergischen Staatseisenbahnen).
Noch in der Anfangszeit der Reichseisenbahn nahm man dennoch eine etwas tiefgehendere Änderung am Bezeichnungs- system
vor, die indirekt auch Auswirkungen auf die Kennzeichnung von Salonwagen hatte. War es bis dahin üblich, bei vier- oder
sechsachsigen Personen- und Gepäckwagen das letzte Hauptgattungszeichen zu verdoppeln, wurde die Achszahl bei diesen
Fahrzeugen nunmehr direkt mit in die Gattungsbezeichnung aufgenommen, so wie es bereits bei dreiachsigen Wagen üblich
war: aus einem ABCCü wurde so z. B. ein ABC 4ü (bei zweiachsigen Fahrzeugen verzichtete man hingegen auch
weiterhin auf eine gleichgeartete Angabe). Für Salon-, Speise-, und Schlafwagen wurde diese Regel übernommen, auch
wenn eine Kennzeichnung der Achszahl bei diesen Fahrzeugen bis dahin nicht üblich war.
Neben dem Hauptgattungszeichen "Salon" und der Achszahl-Angabe kamen zur näheren Bestimmung der
Salonwagenbauart zudem noch die nachfolgend genannten Nebengattungszeichen zum Einsatz:
ü |
- für Wagen mit Durchgang, Übergangsbrücken und Faltenbälgen |
i |
- für Wagen mit Durchgang und offenen Übergangsbrücken (in der Regel mit Scherengittern gesichert) |
k |
- [auch: K] für Wagen mit Küche |
kr |
- [auch: Kr] für Wagen mit Krankenabteil sowie ggf. Arztraum (sogenannte "Krankensalonwagen"). |
Das Nebengattungszeichen "kr" kam im Fall der ehemals preußischen Krankensalonwagen allerdings erst ab
Anfang/Mitte der dreißiger Jahre zur Anwendung (siehe Bauarten Salon 4ü Pr 00 und
Salon 6ü Pr 08). Die aus den o. g. Regeln resultierende Gattungsbezeichnung (also z. B.
Salon 4ükr) fand sich im übrigen auch im Anschriftenfeld der Wagen wieder.
Ende der zwanziger Jahre führte man schließlich einen weiteren Begriff ein. Bei der Skizzenblattbezeichnung (im
folgenden wird zur Vereinfachung der nicht ganz korrekte Begriff Bauart verwendet) wurde die Gattungsbezeichnung um eine
Angabe zur Herkunft sowie einer zweistelligen Jahreszahl ergänzt. Die Jahreszahl gab dabei in der Regel das erste
Lieferjahr der Bauart an, in einigen Fällen wurde auch das Konstruktionsjahr verwendet (z. B. Sal 4ü-39).
Unterschiedliche Konstruktionen mit identischer Jahreszahl differenzierte man mit Hilfe von kleinen Buchstaben (z. B.
Sal 4ü-38 und Sal 4ü-38a). Zur Kennzeichnung der Herkunft bediente man sich der folgenden Kürzel:
Bad |
- für badische Bauarten (mit Leerzeichen zwischen Gattung und Jahreszahl: Salon 6ü Bad 18) |
Bay |
- für bayerische und pfälzische Bauarten (mit Leerzeichen: Salon Bay 76) |
Old |
- für oldenburgische Bauarten (mit Leerzeichen: Salon 3 Old 90) |
Pr |
- für preußische Bauarten (mit Leerzeichen: Salon 6ü Pr 15) |
Meck |
- für mecklenburgische Bauarten (mit Leerzeichen: Salon 3 Meck 08) |
Sa |
- für sächsische Bauarten (mit Leerzeichen: Salon 4ü Sa 13) |
Wü |
- für württembergische Bauarten (mit Leerzeichen: Salon 6ü Wü 04) |
- |
- für Reichsbahn-Bauarten (ohne Leerzeichen zwischen Gattung und Jahreszahl: Salon 4ü-35a) |
LBE |
- für Wagen der LBE (ab 1938, eventuell nur inoffiziell, mit Leerzeichen: Salon 3 LBE 07). |
Erfolgte ein Umbau, fügte man einfach - durch Schrägstrich abgetrennt - das Umbaujahr hinzu (teilweise sind
die Umbaudaten bereits bei der ersten Festlegung der Bauart berücksichtigt worden: Salon 4 Pr 88/05a
etc.). Anfänglich wurden in diesem Fall die zuvor vorhandenen kleinen Buchstaben gelöscht
(Salon 4 Pr 88/05b --> Salon 4 Pr 88/05/31), später ging man jedoch dazu über, die
ursprünglichen Buchstaben beizubehalten (Salon 4ü-35b --> Sal 4ü-35b/39).
Angemerkt sei noch, daß Bauarten, die sich lediglich durch die Nebengattungszeichen unterscheiden, in den wenigsten
Fällen etwas miteinander zu tun haben, meist handelt es sich sogar um sehr unterschiedliche Fahrzeuge (z. B.:
C 4ü-28 und C 4i-28; oder aber um bei den Salonwagen zu bleiben: Salon 4ü Pr 88/07 und
Salon 4 Pr 88/07).
Weiter zu Teil 2 (Veränderungen ab 1937)...
Weiterführende Links
Bezeichnung der Salonwagen (Teil 2): Veränderungen ab 1937
Nummerung der Salonwagen
Anstrich und Erscheinungsbild der Salonwagen (2 Teile)
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Quellenangaben