Allgemeines und Vorbemerkungen
Das äußere Erscheinungsbild und damit insbesondere auch die Lackierung der Reichsbahn-Salonwagen orientierte sich
in aller Regel an den zum jeweiligen Zeitpunkt geltenden Vorschriften für Personen- und Schnellzugwagen. Die Weisheit,
daß letztendlich keine Regel ohne Ausnahme bleibt, bewahrheitet sich jedoch auch hier, wenn auch vornehmlich für
die Wagen der Reichsregierung zwischen 1937 und 1939.
Vorausgeschickt sei folgender Hinweis: Um Einheitlichkeit und Vergleichbarkeit zu garantieren und nicht zuletzt auch um
Verwirrung zu vermeiden, werden – soweit möglich – die heute gültigen RAL-Farbtonnummern und -bezeichnungen
verwendet. In diesem Zusammenhang möchte ich mich ausdrücklich für die äußerst hilfreichen
Auskünfte von Herrn Wolfgang Diener bedanken, der mit seinen Tips so manches Licht ins Dunkel meines Wissenshorizontes
gebracht hat.
Zeitraum bis 1937/38
Ähnlich wie bei den normalen Reisezugwagen dürften die von den Länderbahnverwaltungen übernommenen
Salonwagen in der Anfangszeit der Reichseisenbahnen nach wie vor in der Lackierung der gerade zu Ende gegangenen Epoche
unterwegs gewesen sein. Ohne Zweifel dominierte jedoch bereits damals die Farbe Grün, nicht zuletzt dank der
unzähligen bayerischen und preußischen Fahrzeuge (selbst die bis dahin in Blau und Creme gehaltenen Wagen des
Kaiserzugs erhielten im ersten Weltkrieg einen grünen Anstrich).
 |
Reichspräsident Hindenburg am 01. Juni 1927 im Salonwagen Berlin 10 017 Braungrüner Anstrich nach Vorschriften der DRG, jedoch evtl. ohne schwarze Brüstungsleiste © Ekkehard Lauritzen |
Wann genau die einzelnen Fahrzeuge dann tatsächlich den neuen, einheitlichen Anstrich erhielten, läßt sich
heute nicht mehr zweifelsfrei feststellen. Bekannt ist, daß sich diese Aktion über mehrere Jahre erstreckt haben
muß. Indiz hierfür ist die Einführung eines einheitlichen Nummernplans für Reisezugwagen im Jahr 1923.
In den entsprechenden Verfügungen (u. a. aus dem Oktober 1922 und Juni 1923) wird darauf hingewiesen, daß
vorerst nur Fahrzeuge mit neuem Anstrich umzuzeichnen wären. Anfang 1925 wird dann festgestellt, daß die
Umzeichnung nur schleppend vorangeht und daher auch bei der Ende 1924 angeordneten gründlichen Instandsetzung von
Reisezugwagen die Anschriften und das Adlerbild anzubringen wären.
Damit kann angenommen werden, daß im Jahr 1925 ein nicht unerheblicher Teil des Wagenparks und damit auch der
Salonwagen weiterhin im alten Lack zum Einsatz kam. Bis Ende 1928 dürften dann jedoch die meisten Salonwagen sowohl
den neuen Anstrich als auch neue Anschriften erhalten haben. Dieser Anstrich glich dem der D-Zug-Wagen und übernahm
somit gleichfalls das schon zuvor bei der KPEV gebräuchliche Braungrün als Farbe für den Wagenkasten. Im
einzelnen galten folgende Farben:
Wagenkasten: |
Braungrün (RAL 6008) mit Deckleisten in Tiefschwarz (RAL 9005) |
Untergestell: |
Tiefschwarz (RAL 9005) |
Fahrwerk: |
Tiefschwarz (RAL 9005) |
Dach: |
Schutzanstrich mit Aluminium-Eisenglimmerfarbe (Graualuminium, RAL 9007) |
Anschriften: |
am Wagenkasten: Narzissengelb (RAL 1007)
am Langträger: Narzissengelb (RAL 1007), Grauweiß (RAL 9002), Tiefschwarz (RAL 9005)
am Drehgestell: Narzissengelb (RAL 1007)
|
Die Angaben zur Farbgebung des Daches scheinen nicht ganz sicher, da Fotografien aus den zwanziger Jahren häufig einen dunkleren Farbton zeigen (vergleiche hierzu u. a. die oben
stehende Aufnahme des Bln 10 017 aus dem Jahr 1927), was aber eventuell auch einfach mit der Verschmutzung der
Dachfläche erklärt werden könnte. Unklarheiten ergeben sich zudem bei der Lackierung der Brüstungsleiste,
denn während sie bei den Neubauwagen 10 201 Bln bis 10 204 Bln eindeutig in Tiefschwarz gehalten war,
läßt sich auf manchen Fotos ehemaliger Länderbahnwagen keine derartige Einfärbung ausmachen (so auch auf
der Aufnahme des Bln 10 017).
Das Anschriftenfeld der Salonwagen entsprach in seiner Gestaltung naturgemäß vollständig dem der
übrigen Reisezugwagen der Reichsbahn, und auch das runde Reichsbahn-Signet (stilisierter Adler mit umlaufender Schrift
"Deutsche Reichsbahn") mit darüber hängender Nummerntafel war wie üblich zwischen den Fenstern etwa
in Wagenmitte zu finden. Das gemeinhin als "Adlerbild" bezeichnete Signet wies normalerweise einen
Durchmesser von 320 mm auf, konnte aber bei entsprechendem Platzmangel auch in einer kleineren Ausführung mit
lediglich 250 mm Durchmesser angebracht werden. Der Mittelpunkt des Signets sollte sich dabei auf einer Höhe von
2565 mm über Schienenoberkante befinden.
 |
Salonwagen 10 201 Bln im Lieferzustand mit braungrünem Wagenkasten (1934) © Werkfoto Wegmann, Sammlung Jens Nestvogel |
In diesem Erscheinungsbild präsentierten sich bei Lieferung auch noch die ersten vier Neubausalonwagen der damals noch
eigenständigen Reichsbahn. Erst mit dem sogenannten "Dienstzug 1937"
sollte dann schließlich auch ein neuer Anstrich Einzug halten.
Nebenbei sei erwähnt, daß alle Salonwagen bis mindestens ins Jahr 1936 immer unter der Gattungsbezeichnung
"Salon" geführt worden sind, was sich auch in den Anschriften am Wagenkasten niederschlug. So findet sich auch
beim 10 201 Bln im nebenstehenden Bild die Gattungsbezeichnung "Salon 4ü" (die Jahreszahl der
Skizzenbezeichnung wurde dabei wie bei allen Reisezugwagen nicht mit angeschrieben). Weiter zu Teil 2...
Weiterführende Links
Teil 2: Neues Farbschema ab 1937
Quellenangaben
Zurück zur Übersicht "Salon- und Sonderreisewagen"