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Quellenangaben Ι Stand: 29.05.2008
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Gesellschaftswagen 10 832

Neubeginn nach 1945
Nach dem Krieg bestand bei der DR-West bzw. DB kein Bedarf mehr an einem Gästeschlafwagen mit lediglich acht Schlafgelegenheiten - eine Regierung war in der Anfangszeit nicht vorhanden und auch in Hinblick auf spätere Zeiten sah man offensichtlich keinen Bedarf für ein solches Fahrzeug. So verwundert es wenig, daß bereits frühzeitig Ideen entwickelt wurden, wie man mit dem Wagen 10 234 weiter zu verfahren habe, schließlich stand mit ihm ein noch relativ junges und nicht zuletzt auch technisch nahezu aktuelles Fahrzeug zur Verfügung, das mit den schweren Görlitzer Drehgestellen der Regierungsbauart zudem einen verhältnismäßig ruhigen Lauf erzielte.
Ein erster Vorschlag sah den Umbau des 10 234 in einen Meßwagen für das Eisenbahn-Zentralamt in Göttingen vor, von dem jedoch aus bislang unbekannten Gründen wieder Abstand genommen wurde. Gleiches traf ebenso auf den Versuch zu, den 10 234 wie drei andere ehemalige Salonschlafwagen (10 221, 10 231 und 10 232) an die DSG zu vermitteln. Zu den Gründen des Scheiterns können leider nur Vermutungen angestellt werden, es könnte aber durchaus sein, daß der Frühstücksraum eine nicht ganz unwichtige Rolle bei der Entscheidung der DSG gespielt haben mag, denn hier stellt sich die Frage, wie man diesen Raum in einem "normalen" Schlafwagen hätte sinnvoll nutzen können. Mit lediglich acht Abteilen (und 16 Betten, einen Umbau vorausgesetzt) bei einer LüP von 24,3 m wäre jedenfalls kein DSG-Mitarbeiter in Begeisterungsstürme ausgebrochen. Während dieser Zeit war der Wagen unbestätigten Angaben nach in München stationiert.

Umbau zum Gesellschaftswagen
Mit Aufkommen der sogenannten "Samba-Expresszüge" stieg auch der Bedarf an weiteren Gesellschaftswagen und so wurde der 10 234 nach der Ablehnung durch die DSG im Jahr 1953 zu einem solchen Fahrzeug hergerichtet. Um dies zu erreichen, wurde die vorhandene Einrichtung des Wagens vollständig entfernt und dafür neben einer großen Tanzfläche jeweils ein Übertragungsraum, Reiseleiterabteil, Vorratsraum (mit Spüle) und Lagerraum eingebaut. Im Gesellschafts- raum waren zudem noch eine Eckbank und eine Theke angeordnet worden. Äußerlich fiel der Umbau zu Anfang so gut wie nur durch die veränderte Lackierung in Bordeauxrot auf. Auf den zweiten Blick sind auch die neuen Lüfter (sieben Kuckuckslüfter statt der elf doppelten Wendlerlüfter), die fehlende Dachantenne und eine veränderte Klappenanordnung in den Seitenschürzen erkennbar.
Nach dem Umbau wurde der Wagen nach Nürnberg Hbf umbeheimatet und trug fortan die Bezeichnung WG 4üe-38/53, 10 835 Nür. Neben dem normalen Dienst, kam der Wagen auch des öfteren bei repräsentativen Gelegenheiten zum Einsatz, auch wurde er mehrfach auf Ausstellungen präsentiert, so unter anderem bei der 125-Jahr-Feier der Deutschen Eisenbahnen im Jahr 1960.

Weitere Umbauten und Umzeichnungen
Bereits im Jahr 1960 ergab sich der nächste Umbau, bei dem vor allem Änderungen an den Kopfenden vorgenommen worden sind. Um eine möglichst gute Verwendbarkeit des Wagens zu erreichen, wurden dabei die Stirnseiten verschlossen und mit einem Gummiwulstübergang versehen. Bei dieser Gelegenheit wurden auch gleich noch Zugschlußleuchten in die neuen Stirnwände integriert (siehe oberes Foto), ebenso mußten die noch vorhandenen Salon-Stirnwandtüren neuen Schiebetüren weichen. Unklar ist, ob bei gleicher Gelegenheit auch die im Gesellschaftsraum befindliche Theke verlängert wurde oder ob dies erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt ist. Nach dem Umbau, bei dem auch eine Ölheizung eingebaut wurde, erhielt der 10 835 Nür die neue Gattungsbe- zeichnung WG 4üg(e)-38/53/60 (sie könnte aber auch WG 4üm-38/53/60 gelautet haben, da dies die eigentlich korrekte Bezeichnung gewesen wäre).
Sechs Jahre später erfolgt mit der Umstellung der Reisezugwagen-Nummern auf das Computernummernsystem schließlich die Umzeichnung zu WGüm 821.0, 51 80 89-40 503-1 (gelegentlich taucht auch die Bezeichnung WGüg(e) 821.0 auf). Eine weitere Umzeichnung ergibt sich mit dem zumindest zeitweisen Verlust der RIC-Fähigkeit (vermutlich Anfang der siebziger Jahre), erkennbar am Wechsel von 51 auf 50: WGüm 821.0, 50 80 89-40 503-0.
In den siebziger Jahren erfolgt schließlich noch ein Tausch der alten Görlitzer Drehgestelle gegen solche der Bauart Minden- Deutz 34. Um die Bewegungsfreiheit der neuen Drehgestelle nicht einzuschränken, entfielen bei gleicher Gelegenheit zudem auch die Seitenschürzen im Bereich oberhalb der Drehgestelle.
Der seit seiner Herrichtung zum Gesellschaftswagen durchgängig in Nürnberg beheimatete Wagen wurde schließlich am 24.07.1980 ausgemustert. Allerdings sollte das nicht das Ende des 10 835 Nür sein!

Reaktivierung für das Verkehrsmuseum Nürnberg
Im Zuge der Vorbereitungen für das 150-jährige Jubiläum der Deutschen Eisenbahnen erfolgte die Aufarbeitung einiger Eil- und D-Zug-Wagen aus der Vorkriegszeit und unter diesen befand sich auch der 10 835 Nür, nun wieder unter seiner bis 1966 gültigen Nummer geführt (wenngleich die offizielle DB-Nummer nun 51 80 89-50 900-5 lautet). Im Zuge der Herrichtung wurden unter anderem die Stirnwände wieder geöffnet und mit Faltenbälgen versehen. Der fertige Schnellzug wurde dann im Rahmen einer Präsentationsfahrt am 11.07.1984 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Seit dieser Zeit nahm der 10 835 Nür an unzähligen Sonderfahrten (nicht nur) des seit geraumer Zeit als DB Museum bezeichneten Verkehrsmuseums teil. Trotz der inzwischen recht abgewohnten Inneneinrichtung befand sich das Fahrzeug bis vor kurzem noch im Einsatzbestand des Nürnberger Museums und war dabei zuletzt häufig Bestandteil des "Blauer Enzians" (oder besser der unter dieser Bezeichnung geführten Wagengarnitur). Seit Anfang 2006 befindet sich der Wagen nun mit abgelaufenen Fristen in der Obhut der Außenstelle des DB Museums in Koblenz-Lützel.

Weiterführende Links
 Übersichtsskizzen
 Verwendung und Einsatz vor 1945
 Einsätze bei den Alliierten Streitkräften
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 Quellenangaben
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Technische Daten
Herstellerwerk Gebrüder Credé & Co., Kassel-Niederzwehren
Baujahr 1939
Herrichtung zum Gesellschaftswagen 1951
Ausmusterung 01.08.2002
Bezeichnungen nach Umbau 1951 WG 6ü-39/51, 10 832 Ffm
nach Umbau 1962 WG 6üge-39/51/62, 10 832 Ffm
nach Umzeichnung 30.09.1966 WG6üge 822.0, 51 80 89-40 530-3
nach Tausch der Drehgestelle WGüge 822.0, 50 80 89-80 530-4
nach Umbau 1979 WGügh 826, 51 80 89-92 530-0
Abteile Einstiegsräume 2x
Gesellschaftsraum 1x
Elektroakustikraum 1x
Konferenzraum 1x
Gästeraum / Begleiterraum je 1x (später 0x / 1x)
Abort 1x
Abstellraum 1x
 
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