Salonmaschinengepäckwagen Sdr Masch Pw 4ü-43
Wagennummern: 105 066 Bln, 105 067 Bln
Trotz der angespannten Situation entstanden im mittlerweile vierten bzw. fünften Kriegsjahr zwei weitere
Maschinengepäckwagen für die Regie- rungszüge der Reichsbahn.
Und obwohl die beiden Fahrzeuge erst im Jahr 1943 geliefert worden sind, reicht ihre Geschichte deutlich weiter zurück.
Bereits Ende 1938 war abzu- sehen, daß der Bedarf mit den vorhandenen sechs Salon-Maschinengepäckwagen zukünftig
kaum mehr gedeckt werden konnte. Und so faßte man die Beschaffung zweier weiterer Sal Masch Pw ins Auge.
Nachdem jedoch Anfang 1939 sowohl das Auswärtige Amt als auch die SS den Bau je eines Nachrichtenwagens mit
Dieselgeneratoranlage durchdrückten, sah man letztendlich von einer Bestellung der beiden Maschinenpackwagen ab.
Allerdings sollte es nicht lange dauern, bis dieses Thema erneut auf der Tagesordnung stand. Denn bereits im August 1939 wurde
beschlossen, im Zuge des Fahrzeugprogramms 1940 drei neue Salon-Maschinengepäckwagen bauen zu lassen. Hierbei sollten die
drei bereits für die Wagen 105 063 Bln bis 105 065 Bln gelieferten Dampfkraftanlagen Verwendung
finden. Mit der kriegsbedingten Stornierung des Fahrzeugprogramms 1940 im September 1939 war dann aber auch die Beschaffung
dieser drei Wagen hinfällig.
Der nächste Anlauf zum Bau der drei Fahrzeuge wird rund ein Jahr später im Rahmen eines groß angelegten
Salonwagen- Beschaffungsprogramms unternommen. Allerdings sollte auch diesem Versuch nur eine kurze Lebensdauer beschieden
sein, denn schon im Februar 1941 folgte die neuerliche Stornierung. Allerdings zeigte man sich diesmal hartnäckiger, zumal
die Rbd Berlin dringend Reservewagen zur Gewährleistung eines reibungslosen Betriebs der Regierungs- und Befehlszüge
benötigte. Und so willigte im März 1941 der Staatssekretär im Reichsverkehrsministerium, Wilhelm Kleinmann, in
die Beschaffung der drei Maschinengepäckwagen mit Dampfanlagen (und der zwei Begleitkommandowagen 10 224 Bln und
10 225 Bln) ein. Fortan wurde der Bau der drei Fahrzeuge forciert, wobei sich etwa Mitte 1941 eine kleine
Änderung ergab: zwei der drei Wagen sollten nun doch mit Dieselgeneratoranlagen geliefert werden, da man bei diesen einen
geringeren konstruktiven Aufwand erwartete. Wenige Monate später wurde die Beschaffung des Dampfwagens sogar
zurückgestellt.
Aber auch der Liefertermin der beiden übriggebliebenen Fahrzeuge verschob sich im Lauf der Zeit unter anderem aufgrund des
vorherrschenden Fachkräftemangels immer weiter nach hinten. Hoffte man anfangs noch, beide Wagen in der zweiten
Jahreshälfte 1942 zur Verfügung stehen zu haben, zog sich der Bau letztendlich noch rund ein Jahr länger hin.
Im Vergleich zu den zuvor gelieferten Fahrzeugen gleicher Bauart ergaben sich einige Unterschiede, die in vielen Bereichen
entweder auf Erfahrungen mit den sechs Jahre alten Sal Masch Pw 4ük-37 oder auf neue technologische und
bahntechnische Entwicklungen zurückzuführen sind. Dabei stechen äußerlich vor allem zwei
Veränderungen ins Auge: die fehlende Dachkanzel und die auffälligen Lüftungsöffnungen im Dach. Während
der Wegfall der Zugführerkanzel seine Bewandtnis in veränderten Vorschriften zur Zugbeobachtung hatte, trugen die
sichtbaren Lüftungsschlitze zur Kühlung des Wasser- und Ölkreislaufs im Maschinenraum bei. Diese Maßnahme
war gleichzeitig nur eine von vielen, um die Geräuschentwicklung bei laufendem Motor sowohl außer- als auch
innerhalb des Fahrzeugs möglichst niedrig zu halten. Interessant sind in diesem Zusammenhang einige Details der
Wagenkonstruktion: so bestanden die Wände von Schaltwarte und Dieselgeneratorraum aus ca. 50 mm starken
Leichtmetall-Blechfeldern (außen glattes, innen gelochtes Blech), die mit einer Füllung aus Glas- und Schlackewolle
versehen waren. Des weiteren waren die Seitenwandfenster beider Räume zur besseren Isolierung als Doppelfallfenster
ausgeführt.
Beim Betrachten der Übersichtsskizze werden neben der auf 24,3 m vergrößerten
LüP
noch weitere Veränderungen gegenüber den Fahrzeugen der Baujahre 1937/38 deutlich. So finden sich nun statt drei
Schlafräumen (inkl. Wagenbegleiterraum) derer vier, wobei jedoch die beiden äußeren wesentlich schmaler
ausfielen und zudem nur noch mit einem Bett ausgerüstet waren (die beiden inneren Abteile besaßen je zwei Betten).
Am deutlichsten zeigen sich die Unterschiede jedoch am
HBrE,
wo Küche und Anrichte komplett weggelassen worden sind und anstelle des nicht mehr benötigten Zugführerabteils
ein Vorratsraum samt Kühlschrank angeordnet wurde. Bei der Entscheidung über den Verzicht auf Anrichte und Küche
dürften die Erfahrungen mit den anderen Salon-Packwagen (mit und ohne Dieselgenerator) eine gewichtige Rolle gespielt
haben, sind entsprechende Einrichtungen doch nach und nach aus mehreren Fahrzeugen entfernt worden (mindestens bei
105 063 Bln, 105 065 Bln und 105 073 Bln).
Für Konstruktion und Bau der beiden Sdr Masch Pw 4ü-43 waren die Linke Hofmann Werke aus Breslau
zuständig. Während der 105 066 Bln im September 1943 an die Deutsche Reichsbahn übergeben werden
konnte, folgte sein Schwesterwagen 105 067 Bln erst einige Monate später im Dezember des gleichen Jahres.
Verwendung und Umbauten bis 1945
Während der Wagen 105 066 Bln nach einigen kleineren Nachbesserungen fast unmittelbar nach seiner Lieferung in
Betrieb gehen konnte, traten beim Schwesterwagen 105 067 Bln größere Mängel an der
Dieselgeneratoranlage auf, die eine Inbetrieb- nahme vorerst unmöglich machten (unruhiger Lauf in Folge von
Beschädigungen am Dieselmotor). So konnte der 105 067 Bln erst im Juni 1944 nach längerer Abstellphase und
anschließender Überholung des Motors (April/Mai 1944) endgültig vom
Bww Yorckstraße
übernommen werden.
Über den Einsatz der beiden Wagen liegen derzeit nicht allzu viele Angaben vor. Beim 105 066 Bln ist bekannt,
daß er im Zeitraum Ende 1944 bis Anfang 1945 zweimal in den Zug Hitlers eingestellt wurde ("Brandenburg" bzw.
"Brandenburg I"), wo er vorübergehend den 105 065 Bln zu ersetzen hatte. Was danach mit ihm geschehen
ist, liegt nach wie vor im Dunkeln. Bei einer Wagenzählung der Deutschen Reichsbahn im Jahr 1946 wird er nicht aufgefunden
und galt fortan als verschollen. Das erste nachweisbare Lebenszeichen datiert erst vom Juni 1952, als er mit Kriegsschäden
(unbekannter Schwere) ins Raw Delitzsch eingeliefert wurde. Hier erfolgte anschließend die Herrichtung zum Meßwagen
für die Deutsche Reichsbahn (DDR).
Der 105 067 Bln dürfte hingegen im April 1945 zusammen mit einem der beiden "Brandenburg"-Züge
(Vor- und Hauptzug) von Linda (Elster) aus in Richtung Süden aufgebrochen sein. Einige Wochen später beschlagnahmte
die
US Army den Wagen dann in Österreich und setzte ihn anschließend für
eigene Zwecke ein. Die Rückgabe an die Deutsche Bundesbahn erfolgte schließlich am 10.12.1951.
Weiterführende Links
Die Inneneinrichtung der Wagen
Übersichtsskizzen
Einsätze bei den Alliierten Streitkräften
Der Wagen 105 066 bei der Deutschen Reichsbahn (DDR)
Der Wagen 105 067 bei der Deutschen Bundesbahn
Zur Übersicht der heute noch vorhandenen Neubausalonwagen
Quellenangaben
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Technische Daten
Herstellerwerk |
LHW Breslau |
Baujahr |
1943 |
Beschafft auf Vertrag (ab Fahrzeugprogramm 1941) |
03.966 / 59.035 bzw. 26(59).035 |
Entwicklungskostenvertrag ("Entwicklungsfahrzeug") |
03.966 / 26(59).036 |
Durchschnittliches Eigengewicht |
55,7 t |
Länge über Puffer |
24.300 mm |
Länge des Wagenkastens (mit Schürzen) |
24.000 mm |
Länge des Wagenkastens (ohne Schürzen) |
23.000 mm |
Drehzapfenabstand |
16.960 mm |
Größte Breite des Wagenkastens |
2.854 mm |
Wagenhöhe über Schienenoberkante |
3.980 mm |
Fußbodenhöhe über Schienenoberkante |
1.260 mm |
Drehgestellbauart |
Görlitz III schwer 4.Federung |
Drehgestellachsstand |
3.600 mm |
Generatorbauart |
Achsgeneratoren |
Bremsbauart |
Kksbr, Hnbr |
Heizungsbauart |
Whzde, Ofen |
Beleuchtung |
Elektrisch |
Schlußsignalhalter |
In Dachnischen versetzt |
Dachlüfter |
Kuckuckslüfter |
8 Stück |
Abteile |
Einstiegsräume |
2x |
Endabort |
1x |
Ofenraum |
1x |
Abteile einbettig |
2x |
Abteile zweibettig |
2x |
Schaltraum/-zentrale |
1x |
Dieselgeneratorraum m. Werkbank |
1x |
Packraum |
1x |
Vorratsraum |
1x |