Salonberatungswagen Sal Ber 4ü-38b
Wagennummer: 10 253 Bln
Mit dem 10 253 Bln wurde der zweite Beratungswagen in Dienst gestellt, der intern folgerichtig häufig auch als
"Beratungswagen II" geführt wurde. Beim Vergleich mit seinem Schwesterwagen 10 252 Bln zeigen
sich allein schon äußerlich deutliche Unterschiede (Fenster), was sich beim Betrachten der beiden Grundrisse zu
bestätigen scheint.
Und doch haben beide Fahrzeuge mehr miteinander gemein, als es diese Vergleiche nahelegen würden. Tatsächlich
beschränken sich die Unterschiede eigentlich 'nur' auf die Anordnung der Abteile sowie das Vorhandensein einiger
spezieller Räumlichkeiten, die jedoch auf besondere Anforderungen und Wünsche der Nutzer zurückzuführen
sind. So wanderte der Schreibmaschinenraum nun quasi ans andere Ende des Funktionsbereichs (neue Position lag zwischen Funk-
und Beraterraum), so daß unter Aufgabe der beiden Schlafabteile und des Schlüsselraums im Anschluß an den
Salon ein Kartenraum unter- gebracht werden konnte. Die übrigen aus dem 10 252 Bln bekannten Abteile
(Fernschreib-, Fernsprechvermittlungs- und Funkraum) tauchen hingegen auch beim 10 253 Bln auf (abgesehen vom
fehlenden Schlüsselraum sogar in gleicher Reihenfolge). Praktisch fand also 'lediglich' ein Tausch von Schlafabteilen und
Schlüsselraum (Sal Ber 4ü-38a) gegen einen Kartenraum statt (Sal Ber 4ü-38b).
Nicht minder interessant sind einige kleinere Veränderungen, die vielfach mit den o. g. einhergehen. So
fällt der Beraterraum um cirka 200 mm länger aus, als noch beim 10 252 Bln. Und auch die Wand zu den
Abteilen weicht in ihrer Gestaltung deutlich vom Schwester- wagen ab, da an dieser Stelle beim 10 253 Bln im Hinblick
auf etwaig stattfindende Lagebesprechungen ein Sichtkasten für Kartenmaterial samt dahinter liegendem Stauraum Platz fand.
Dagegen entsprachen die übrigen Abteile (abgesehen von teilweise geringfügig variierten Maßen) weitgehend denen
des 10 252 Bln, was angesichts des annähernd gleichen Verwendungszwecks auch wenig überrascht.
Bei Stillstand des Zuges konnten wie auch beim 10 252 Bln (so denn entsprechende Anschlüsse vorhanden waren) die
Fernschreib- und Telefonleitungen des Wagens mit dem öffentlichen Netz verbunden und außerdem auf der Abteilseite
zwei Außenantennen für den Funkverkehr montiert werden. Letztere fanden während der Fahrt wieder im Funkraum
Platz.
Konstruktion und Bau oblagen ebenfalls der Waggonfabrik Wegmann & Co. aus Kassel. Nach Unterlagen des RVM wurde der Wagen
"fristgerecht" im Herbst 1938 geliefert (die gezeigten Werkfotos aus dem Februar 1939 dürften
anläßlich der Durchführung von Nacharbeiten entstanden sein).
Verwendung und Umbauten bis 1945
Vorgesehen war der Wagen für den Oberbefehlshaber der Luftwaffe, der zu diesem Zeitpunkt bereits Hermann Göring
hieß. Der 10 253 Bln fungierte dabei ähnlich wie der 10 252 Bln vor allem als Befehls- und
Lagewagen, natürlich mit dem kleinen Unterschied, daß er angesichts des Nutzers nicht dem OKH sondern dem
Reichsluftfahrtministerium (RLM) zur Verfügung stand. Dieser Aufgabe entsprechend war der Wagen dann auch die meiste Zeit
in Görings Hauptzug eingestellt.
Bis zum Überfall auf Polen dürfte der 10 253 Bln allerdings kaum zu den Stammwagen des Göring'schen
Zuges gehört haben, da vermutlich eine ähnliche Regelung wie beim 10 252 Bln existierte, die das
Mitführen des Wagens erst auf besonderem Antrag der Adjutantur vorsah. Spätestens im September 1939 änderte sich
das grundlegend, denn ab da taucht er in allen bekannten Aufstellungen des Zuges "Asien" auf (sind
zugegebenermaßen allerdings recht wenige). Er lief dabei immer hinter dem 10 205 Bln, was sich auch nach der
Lieferung des 10 215 Bln nicht ändern sollte.
Abgesehen von kleinen Änderungen u. a. an der Nachrichtentechnik, sind keine weiteren Umbauten am Wagen bekannt, was
natürlich nicht ausschließt, daß seinerzeit nicht doch welche vorgenommen worden sind.
Wie im Fall des 10 252 Bln handelte es sich auch beim 10 253 Bln eigentlich um einen Privatwagen der
Wehrmacht, der aus diesem Grund zumindest offiziell das im Rechteck stehende P hinter der Wagennummer trug, so wird er dann
auch in einem Zugzusammenstellungsplan vom Juli 1941 als "10 253 [P]" geführt. Zu einem späteren
Zeitpunkt - vermutlich zu gleicher Zeit wie der 10 252 Bln - erhielt der Wagen schließlich eine Nummer aus dem
Kreis der Wehrmachtsfahrzeuge zugeteilt: 918 253 [P] Bln.
Bei Kriegsende befand sich der Wagen mit hoher Wahrscheinlichkeit in der us-amerikanischen Besatzungszone, wurde aber nicht von
der US Army beschlagnahmt und schon recht bald zum Versuchswagen "B", 700 285 Mü, der Versuchsanstalt
München hergerichtet. Er verblieb somit später bei der Deutschen Bundesbahn.
Weiterführende Links
Die Inneneinrichtung des Wagens
Übersichtsskizzen
Der Wagen 10 253 bei der Deutschen Bundesbahn
Quellenangaben
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Technische Daten
Herstellerwerk |
Wegmann & Co., Kassel |
Baujahr |
1938 |
Beschafft auf Vertrag |
03.966 / 59.017 |
Eigengewicht |
64,0 t |
Länge über Puffer |
24.300 mm |
Länge des Wagenkastens (mit Schürzen) |
24.000 mm |
Länge des Wagenkastens (ohne Schürzen) |
23.000 mm |
Drehzapfenabstand |
16.960 mm |
Größte Breite des Wagenkastens |
2.854 mm |
Wagenhöhe über Schienenoberkante |
3.980 mm |
Fußbodenhöhe über Schienenoberkante |
1.260 mm |
Drehgestellbauart |
Görlitz III schwer 4.Federung |
Drehgestellachsstand |
3.600 mm |
Generatorbauart |
Tatzlagergenerator ZOG 181 |
Bremsbauart |
Kksbr, Hnbr |
Heizungsbauart |
Whzde, Ofen |
Beleuchtung |
Elektrisch |
Schlußsignalhalter |
Aufgesetzt |
Dachlüfter |
Kuckuckslüfter |
10 Stück |
Einfache Wendlerlüfter |
1 Stück |
Abteile |
Vorsalon |
1x |
Besprechungsraum (Salon) |
1x |
Kartenraum |
1x |
Fernschreibraum |
1x |
Fernsprechvermittlungsraum |
1x |
Funkraum |
1x |
Schreibmaschinenraum |
1x |
Wagenbegleiterraum |
1x |
Ofenraum |
1x |
Endabort |
1x |
Einstiegsraum |
1x |