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Stand: 06.04.2007
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Salonbegleiterschlafwagen Sal Begl 4ü-37

Wagennummern: 10 221 Bln bis 10 225 Bln
Erste Bestrebungen zur Beschaffung dieser Bauart reichen bis ins Jahr 1936 zurück. Zu jener Zeit wandte sich die Reichsregierung mit der Bitte an die Deutsche Reichsbahn, für die Unterbringung der immer zahlreicher werdenden Begleitpersonen spezielle Schlafwagen bauen zu lassen. Diesem Wunsch wurde letztendlich im November 1936 mit der Anordnung zur Beschaffung von zwei Salon- Begleiterschlafwagen entsprochen.
Angemerkt sei dabei, daß seinerzeit noch nicht an ein groß angelegtes Programm zur Fertigung von Salonwagen zu denken war, wie es nur wenige Monate später Gestalt annehmen sollte (und in das dann auch die beiden als 10 221 Bln und 10 222 Bln bezeichneten Begleitkommandowagen aufgenommen worden sind). Nicht ganz uninteressant ist zudem die Tatsache, daß die ersten Entwürfe noch eine Bauform ähnlich den 35er Schnellzugwagen zeigten (u. a. mit zu den Einstiegen hin eingezogenen Seitenwänden), gleiches galt aber auch für andere der 1937 beschafften Salonwagen.
Ausgehend vom geplanten Einsatzzweck ergaben sich bei der Konstruktion der Fahrzeuge fast zwangsläufig Analogien zu den damals in Betrieb befindlichen Schlafwagen der Mitropa. Bestes Beispiel ist hierbei die Ausführung der Schlafräume als Doppelabteile, auch konnten - anders als bei den zu gleicher Zeit gelieferten Salon-Gästeschlafwagen - in jedem Abteil zwei Betten hergerichtet werden, die sich für Fahrten am Tag zu einem bequemen Sofa umbauen ließen, wobei das obere Bett dann als Fortsetzung der Rückenlehne fungierte. Als Waschgelegenheit war zudem ein abdeckbares, viertelkreisförmiges Waschbecken vorgesehen.
Allerdings sind auch einige Unterschiede zu den Mitropa-Fahrzeugen auszumachen, am auffälligsten sind in diesem Zusammenhang der großzügiger dimensionierte Wagenbegleiterraum sowie die Anordnung eines geräumigen Wachabteils mit Kofferablage am NHBr-Ende. Weniger schnell fallen hingegen die leicht gewachsenen Ausmaße der Einstiegsräume und WCs auf. In der Summe führten diese Maßnahmen dazu, daß trotz der gegenüber den Mitropa-Wagen um 800 mm größeren LüP nur zehn anstatt der sonst üblichen elf Schlafräume angeordnet werden konnten, die daneben auch noch um einige Zentimeter schmaler ausfallen mußten.
In drei Miniserien wurden bis 1942 insgesamt fünf Wagen dieser Bauart an die Reichsbahn übergeben, wobei sich zwischen den Serien kleinere Unterschiede in Konstruktion und Ausstattung ergaben. Äußerlich machte sich dies vor allem bei den Dacharmaturen bemerkbar, denn während die Wagen der Baujahre 1937 (10 221 Bln und 10 222 Bln) und 1938 (10 223 Bln) noch mit doppelten Wendlerlüftern geliefert worden waren, rüstete man die beiden 1942 fertiggestellten Fahrzeuge 10 224 Bln und 10 225 Bln mit Luftsaugern der Bauart Kuckuck aus. Und auch bei den Signalhaltern fanden zwei verschiedene Bauformen Anwendung: erhielten die ersten beiden Wagen an den Dachenden noch aufgesetzte, windschnittig verkleidete «Hörnchen», in die die Zugschlußlaternen eingesteckt werden konnten, versetzte man die Signalhalter bei den nachfolgenden Fahrzeugen (ab 10 223 Bln) hingegen in extra dafür am Wagenende eingelassene Dachnischen. Damit ergab sich für jede der drei Serien eine für sie typische Kombination aus Lüfter- und Signalhalterbauart.
Der Bau aller fünf Wagen oblag den Vereinigten Westdeutschen Waggonfabriken (Westwaggon / VWW) in Köln-Deutz, in deren Verantwortungsbereich auch die Fertigung der ersten drei Gästeschlafwagen fiel. Der erste Wagen - 10 221 Bln - verließ die Deutzer Werkhallen im September 1937, ihm folgte noch im selben Jahr der 10 222 Bln, während der 10 223 Bln spätestens im August 1938 zur Ablieferung kam. Die Übergabe von 10 224 Bln und 10 225 Bln war ursprünglich für Dezember 1939 geplant, aufgrund eines sechs Wochen nach Kriegsbeginn verhängten Baustopps sollte es hierzu jedoch nicht mehr kommen. Erst im Dezember 1940 konnte der Bau beider Wagen wieder aufgenommen werden und daran änderte diesmal auch ein neuerlich verhängter Fertigungsstopp für sämtliche Salonwagen aus dem Februar 1941 nichts mehr. Da allerdings für den Weiterbau keine Dringlichkeitsstufe(n) erteilt worden war(en), zog sich die weitgehende Fertigstellung beider Fahrzeuge bis Januar bzw. Februar 1942 hin, aufgrund der noch fehlenden Schalttafeln (Pintsch) war jedoch auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht an eine Auslieferung zu denken. Auf Drängen von Westwaggon wurden 10 224 Bln und 10 225 Bln schließlich im Mai 1942 zum Raw Potsdam überführt, wo man cirka drei Monate später die zwischenzeitlich gelieferten Schalttafeln einbauen und so die Wagen fertigstellen konnte.
Die beiden zuletzt beschafften Wagen werden in der Literatur teilweise auch unter der Bezeichnung "Sdr Begl 4ü-42" bzw. "Sal Begl 4ü-42" geführt, gelten aber offiziell wie ihre Vorgänger als "Sal Begl 4ü-37".

Verwendung und Umbauten bis 1945
10 221 Bln und 10 222 Bln wurden nach ihrer Abnahme in den Zug Hitlers ("Einheit III") eingestellt, gleiches gilt auch für den 10 223 Bln, so daß ab diesem Zeitpunkt vermutlich alle drei Begleiterschlafwagen im selben Zugverband liefen (welcher ab 1939 als "Amerika" bezeichnet wurde). An dieser Situation dürfte sich bis zur Lieferung der beiden Nachzügler 10 224 Bln und 10 225 Bln grundsätzlich nicht viel geändert haben, denn während des Überfalls auf Jugoslawien sind nachweislich alle drei Wagen im Zug "Amerika" anzutreffen gewesen.
Ein grundsätzlicher Wandel dürfte sich erst Ende August/Anfang September 1942 mit der Übergabe von 10 224 Bln und 10 225 Bln ergeben haben. Am 3. September 1942 wird jedenfalls gemeldet, daß beide Wagen nunmehr fertiggestellt seien und sich bereits im Zug "Amerika" befinden würden. Noch im selben Monat kam der Wunsch auf, dem Zug kurzfristig einen weiteren Begleiterschlafwagen zuzuführen, da sich der ständig mit Hitler reisende Personenkreis um zwölf Mann erhöht hatte. Der beizugebende Wagen sollte allerdings schnellstmöglich durch einen zweiten ausgetauscht werden, bei dem zuvor vier Abteile zu Büroräumen mit Schreibtisch und Kleiderschrank umzubauen waren. Als kurzfristig einzustellenden Wagen wählte man den 10 221 Bln aus, während die Umbauarbeiten an seinem Schwesterwagen 10 222 Bln vorgenommen werden sollten. Um die Obergrenze von 15 Wagen nicht zu überschreiten, mußte für den nachweislich in den Zug eingestellten 10 221 Bln ein anderer Wagen in den Vorzug abwandern (d. h. "Amerika" wies zu dieser Zeit bereits 15 Fahrzeuge auf). Von der geplanten Herrichtung des 10 222 Bln zum kombinierten Schlaf-/Bürowagen sah man später allerdings ab, um ihn auch zukünftig in seiner ursprünglichen Form für die Regierung vorhalten zu können - als Umbauopfer wurde sodann der Mitropa-Schlafwagen WL 4ü-39, 22084, auserkoren (allerdings ist nicht klar, ob dieser auch tatsächlich entsprechend hergerichtet wurde).
Für die Zeit danach fehlen bislang leider Angaben zum Einsatz der Wagen. Bei Kriegsende fanden sich jedoch vier der fünf Fahrzeuge in der us-amerikanischen Besatzungszone wieder, während der 10 224 Bln seinerzeit offenbar in der britischen Zone stand. Die Wagen wurden größtenteils beschlagnahmt und standen anschließend der US Army (10 221, 10 222 und 10 225) bzw. der British Army (10 224) zur Verfügung. Eine Ausnahme bildete der 10 223 Bln, er entging (aus welchen Gründen auch immer) der Beschlagnahme und wurde im Juni 1947 zum Meßwagen Dienst 4üe-37/47, 729 019 Mü umgebaut, seine Lackierung behielt er dabei weitestgehend (natürlich bis auf Reichsadler und Beschriftung)!
Die übrigen vier Wagen wurden zwischen 1950 und 1957 an Deutsche Bundesbahn (10 222, 10 221 sowie 10 224) und ÖBB (10 225) zurückgegeben.

Weiterführende Links
 Die Inneneinrichtung der Wagen
 Übersichtsskizzen
 Einsätze bei den Alliierten Streitkräften
 Der Wagen 10 221 bei der Deutschen Bundesbahn und der DSG
 Der Wagen 10 222 bei der Deutschen Bundesbahn
 Der Wagen 10 223 bei der Deutschen Bundesbahn
 Der Wagen 10 224 bei der Deutschen Bundesbahn
 Der Wagen 10 225 bei den Österreichischen Bundesbahnen
 Zur Übersicht der heute noch vorhandenen Neubausalonwagen
 Quellenangaben
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Technische Daten
Herstellerwerk Westwaggon (VWW), Köln-Deutz
Baujahr 10 221 Bln, 10 222 Bln 1937
10 223 Bln 1938
10 224 Bln, 10 225 Bln 1942
Beschafft auf Vertrag 10 221 Bln, 10 222 Bln 03.966 / 59.005
10 223 Bln 03.966 / 59.014
10 224 Bln, 10 225 Bln 03.966 / 59.022 bzw. 26(59).022
Durchschnittliches Eigengewicht 62,3 t
Länge über Puffer 24.300 mm
Länge des Wagenkastens (mit Schürzen) 24.000 mm
Länge des Wagenkastens (ohne Schürzen) 23.000 mm
Drehzapfenabstand 16.960 mm
Größte Breite des Wagenkastens 2.854 mm
Wagenhöhe über Schienenoberkante 3.980 mm
Fußbodenhöhe über Schienenoberkante 1.260 mm
Drehgestellbauart Görlitz III schwer 4.Federung
Drehgestellachsstand 3.600 mm
Generatorbauart 10 221 Bln - 10 223 Bln Tatzlagergenerator ZOG 180
10 224 Bln, 10 225 Bln Tatzlagergenerator ZOG 181
Bremsbauart Kksbr, Hnbr (oder Hnl) *
Heizungsbauart Whzde, Ofen
Beleuchtung Elektrisch
Schlußsignalhalter 10 221 Bln, 10 222 Bln Aufgesetzt
10 223 Bln - 10 225 Bln In Dachnischen versetzt
Dachlüfter Doppelte Wendlerlüfter 12 Stück (10 221 Bln - 10 223 Bln)
Kuckuckslüfter 12 Stück (10 224 Bln, 10 225 Bln)
Abteile Einstiegsräume 2x
Endaborte 2x
Wachabteil 1x
Abteile (zweibettig) 10x
Wagenbegleiterraum 1x
Ofenraum 1x

* Laut "Die Einheits-Personen- und Gepäckwagen der Deutschen Reichsbahn, Bauarten 1932-1937" (S. 195) und "Deutsches Wagen-Archiv: Reisezugwagen 1, Sitz- und Gepäckwagen" (S. 283 und 354) erhielten die Fahrzeuge eine Kunze-Knorr-Bremse für Schnellzüge (Kksbr) in Verbindung mit einer Leitung zur Henrybremse (Hnl), in einer Aufstellung der Rbd Berlin vom 19. Oktober 1938 werden für die drei vorhandenen Wagen jedoch Kksbr und Hnbr (= Henrybremse) genannt. Dieser Darstellung entsprechen auch die Angaben im Anschriftenfeld des Wagens 10 224 Bln zum Zeitpunkt der Ablieferung.
10221 Bln, 10222 Bln, 10223 Bln, 10224 Bln, 10225 Bln, SalBegl 4ü-37, SalBegl4ü-37, SalonBegl 4ü-37, SalonBegl4ü-37, SdrBegl 4ü-42, SdrBegl4ü-42, Berlin, Salonwagen
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