Salonwagen Sal 4ü-37
Wagennummer: 10 205 Bln
Unter dem Titel "Dienstzug 1937" entstanden im Jahr 1937 insgesamt dreizehn Wagen, unter denen sich auch drei reine
Salonwagen befanden. Jedes dieser drei Fahrzeuge war wiederum fest für ein Mitglied der Regierung vorgesehen, so daß in der
Planungs- und Bauphase besondere Wünsche der jeweiligen Person berücksichtigt werden konnten. Resultat waren drei Wagen, welche
sich trotz ihres im Grunde sehr ähnlichen Grundrisses in kleinen Feinheiten unterschieden, wobei der 10 206 Bln vielleicht
die größten konstruktiven Abweichungen aufzuweisen hatte.
Als Nutzer des 10 205 Bln war Göring auserkoren worden. Die Besonderheiten des Wagens - abgesehen von der sowieso bei jedem
Wagen andersartig ausgeführten Ausstattung mit Furnieren und Stoffen - betreffen überwiegend Salon und Vorsalon. Während
bei den anderen beiden Fahrzeugen die Wand zwischen diesen beiden Räumen zusammengeklappt werden konnte, um so einen größeren Raum zu schaffen, wies der 10 205 Bln an dieser Stelle zwei fest installierte Bücherregale
mit einem dazwischen liegendem Durchgang auf. Ein Einrichtungsdetail, welches sich auch im späteren 1. Salonwagen Görings -
10 215 Bln - wiederfinden läßt.
Gleichzeitig war der Wagen als einziger der drei beschafften Fahrzeuge mit einem Schreibtisch ausgerüstet, der im Salon an der Wand
zum 1. Schlafraum Platz fand. Hierfür wurde wiederum auf den Radioschrank verzichtet, der sich normalerweise an eben jener Stelle
befand (was nicht heißen soll, daß kein Radio vorhanden war). Als Sitzgelegenheit für den Schreibtisch diente ein Sessel
mit hoher Rückenlehne.
Als ungewöhnlich kann auch die Ausführung des im Zentrum des Salons aufgestellten Tischs gelten. Er entsprach dem kleinen runden
Tisch im Vorsalon und war mit vier bequemen Sesseln umstellt. Beide Tische konnten zudem mittels einer
Zwischenplatte zu einem größeren, ovalen Exemplar zusammengesetzt werden.
Die Badewanne, zwischen den beiden Aborten in der Mitte des Wagens angeordnet, war als sogenannte Sitzbadewanne ausgeführt worden, so
daß zwischen den Schlafräumen 1 und 2 noch ein kleiner Gang angeordnet werden konnte. Diese Anordnung ist bereits aus dem Wagen
10 204 Bln bekannt und war (teilweise in abgeänderter Form) bei der überwiegenden Zahl aller mit Badewanne
ausgerüsteten Salonwagen anzutreffen.
Konstruktion und Bau dieses Wagens oblagen der Waggonfabrik Wegmann & Co. aus Kassel, geliefert wurde er schließlich im September 1937.
Verwendung und Umbauten bis 1945
Nach Übergabe des 10 205 Bln an die Deutsche Reichsbahn wurde er von Hermann Göring als persönlicher Salonwagen
genutzt, eingestellt war er in dessen Sonderzug "Asien". Allerdings sollte dieser Zustand nur etwa drei Jahre andauern, denn zu
diesem Zeitpunkt kam bereits sein neuer Salonwagen 10 215 Bln zur Ablieferung, allerdings verblieb der 10 205 Bln im
Sonderzug, da er von diesem Zeitpunkt an der Familie Görings zur Verfügung stand. Die beiden Sonderwagen wurden dabei so in den
Zug eingestellt, daß sie Salon an Salon gekuppelt waren, wobei sogar kurze Zeit später ein Teppich zwischen den zwei Fahrzeugen
verlegt wurde(!). Prinzipiell läßt sich festhalten, daß der Wagen diese Funktion als "Familienfahrzeug" bis
zum Kriegsende behielt.
Am 10 205 Bln wurden während der Jahre bis 1945 mehrere kleine Umbauten vorgenommen, von denen die meisten jedoch recht
einfacher Natur waren. Mitte 1938 wurden beispielsweise einige Änderungen am Schlafraum 2 vorgenommen, dies betraf unter anderem die
Verbreiterung des Bettkastens sowie die Erneuerung der Matratze. Daneben erfolgten auch einige Umbauten an Heizungsverkleidung, Klapptisch
und Nachtschränkchen. Bemerkenswert an diesen Änderungen ist vor allem die Erneuerung der Matratze nach nur (maximal) neun
Monaten Betriebszeit.
Kurze Zeit später - Anfang 1939 - folgten dann ähnliche Umbaumaßnahmen im Schlafraum 1, die wie bereits zuvor bei Wegmann
& Co. in Kassel ausgeführt wurden.
Nachdem im Herbst 1940 der neue Dienstwagen Görings zur Verfügung stand und der 10 205 Bln nun für dessen Familie
zum Einsatz kam, wurde alsbald der Wunsch geäußert, den Schlafraum 2 zu vergrößern. Um dies zu erreichen, sollte das
angrenzende Abort geopfert werden. Sowohl von Seiten der Deutschen Reichsbahn als auch von Seiten der Firma Wegmann wurde jedoch darauf
hingewiesen, daß bei einem solchen Umbau umfangreiche Änderungsarbeiten notwendig sein würden, da zwischen den beiden
Räumen der Luftkanal angeordnet war und zudem der im Dach untergebrachte Wasserbehälter betroffen gewesen wäre. Daraufhin
legte Wegmann im April 1941 insgesamt vier verschiedene Entwürfe vor, wobei nur die ersten beiden Varianten mit der zuvor
gewünschten Raumanordnung übereinstimmten. Die dritte Variante sah eine Zusammenlegung von 1. Schlafraum und angrenzendem
Mittelabort vor, so daß eine Verlegung des Luftkanals umgangen werden konnte. Variante vier sah hingegen eine Zusammenlegung der
beiden Schlafräume 2 und 3 vor, was ohne größere Mühen möglich gewesen wäre, dann jedoch einen Verlust an
Passagierkapazität bedeutet hätte. In einer Stellungnahme wurde von der Deutschen Reichsbahn zudem angemerkt, daß man den
Aufwand für die Realisierung der ersten beiden Varianten für nicht vertretbar hielt. Vermutlich aufgrund des recht großen
Umfangs der Umbaumaßnahmen wurde letztendlich von einer Realisierung der Pläne abgesehen.
Bei Kriegsende befand sich der Wagen in der us-amerikanischen Besatzungszone und wurde bald durch die entsprechenden
Militärbehörden beschlagnahmt. Die Rückgabe an die
Deutsche Reichsbahn des vereinigten Wirtschaftsgebiets
erfolgte am 2. Juli 1949.
Weiterführende Links
Die Inneneinrichtung des Wagens (mit weiteren Bildern)
Übersichtsskizzen
Einsätze bei den Alliierten Streitkräften
Der Wagen 10 205 bei der Deutschen Bundesbahn
Zur Übersicht der heute noch vorhandenen Neubausalonwagen
Quellenangaben
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Technische Daten
Herstellerwerk |
Wegmann & Co., Kassel |
Baujahr |
1937 |
Beschafft auf Vertrag |
03.966 / 59.003 |
Eigengewicht |
63,8 t |
Länge über Puffer |
23.500 mm |
Länge des Wagenkastens (mit Schürzen) |
23.200 mm |
Länge des Wagenkastens (ohne Schürzen) |
22.200 mm |
Drehzapfenabstand |
16.180 mm |
Größte Breite des Wagenkastens |
2.880 mm |
Wagenhöhe über Schienenoberkante |
3.980 mm |
Fußbodenhöhe über Schienenoberkante |
1.260 mm |
Drehgestellbauart |
Görlitz III schwer 4.Federung |
Drehgestellachsstand |
3.600 mm |
Generatorbauart |
Tatzlagergenerator ZOG 180 |
Bremsbauart |
Kksbr, Hnbr |
Heizungsbauart |
Whzde, Ofen |
Beleuchtung |
Elektrisch |
Schlußsignalhalter |
Aufgesetzt |
Dachlüfter |
Doppelte Wendlerlüfter |
8 Stück |
Einfache Wendlerlüfter |
1 Stück |
Abteile |
Vorsalon |
1x |
Salon |
1x |
Abteile einbettig |
2x |
Mittelaborte mit gemeins. Badewanne |
2x |
Abteile zweibettig |
2x |
Wagenbegleiterraum |
1x |
Ofenraum |
1x |
Endabort |
1x |
Einstiegsraum |
1x |