Salonwagen 10 207
Neubeginn bei der DB und Umbau 1951
Wie der 10 208 befand sich auch der ehemalige 10 207 Bln unter den von der britischen Besatzungsmacht im Jahr
1951 an die Deutsche Bundesbahn zurückgegebenen Fahrzeugen. Anschließend trennten sich die Wege beider Wagen
fürs erste jedoch wieder, da der 10 207 noch im selben Jahr umgebaut werden sollte. Die notwendigen Arbeiten
führte die Waggonfabrik Wegmann in Kassel aus, so daß der Wagen nach 14 Jahren wieder einmal in die Nähe seines
Geburtsortes gelangte (die Werkshallen der Firma Gebrüder Credé & Co. lagen nur wenige Kilometer entfernt).
Ziel des Umbaus waren insbesondere einige Änderungen an der Inneneinrichtung, aber auch die Neupositionierung der
Dachantenne dürfte letztendlich bei der gleichen Gelegenheit vorgenommen worden sein. Betrachtet man den Grundriß des
Wagens nach dem Umbau, so fallen vor allem Veränderungen im Bereich Vorsalon/Salon sowie bei den beiden großen
Schlafräumen und dem Begleiterabteil auf.
Am auffälligsten ist dabei ohne Zweifel die Verlegung und Umgestaltung der Trennwand zwischen Salon und dem nunmehr
zum Vorraum degradierten Vorsalon. An die Stelle der dreiteiligen Klappwand trat nunmehr - um
800 mm in Richtung Vorsalon versetzt - eine feste Zwischenwand mit rechts und links neben dem Durchgang angeordneten
Schränken. Des weiteren wurde zudem an der Wand zum ersten Schlafraum ein Schreibtisch mit darüber angeordnetem Regal
eingebaut (ähnlich dem des 10 205). Die Änderungen in den beiden einbettigen Schlafräumen fielen dagegen
weit weniger umfangreich aus, hier beschränkte man sich im wesentlichen auf den Einbau deutlich größerer
Kleiderschränke mit integriertem Klapptisch, so daß die an der Außenwand befindlichen Klapptische entfernt
werden konnten. Der Raum des Wagenbegleiters wurde schließlich auf Kosten des Endaborts verbreitert und erhielt im Zuge
dessen eine leicht veränderte Schrankausrüstung. Nicht klar ist hingegen, ob der zwischen dem letztem Schlafraum und
dem Begleiterabteil befindliche Schrank entfernt wurde: in einer Skizze der DB fehlt eben jener Schrank, taucht aber in späteren
Zeichnungen wieder auf (was natürlich auch auf den neuerlichen Umbau 1965 zurückzuführen sein könnte,
s. u.).
Äußerst interessant ist die Tatsache, daß der Wagen trotz des Umbaus seine ursprünglichen, am Dachende
aufgesetzten Oberwagenlaternenhalter behielt. Diese Tatsache ist umso erstaunlicher, als daß diese Bauart bereits
während des Krieges bei einigen der damit ausgerüsteten Salonwagen ersetzt worden war (durch eine in Dachnischen
befindliche Version). In diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, daß der Wagen bereits in den 50er Jahren
elektrische Schlußleuchten erhalten hat, leider ist der genaue Zeitpunkt nicht bekannt (eventuell aber bereits 1951).
Nach Fertigstellung wurde der Wagen nach Köln umbeheimatet und stand fortan dem Bundesverkehrsminister für
Dienstreisen zur Verfügung, erster Nutzer des umgebauten Fahrzeugs war der zwischen 1949 und 1966 amtierende Minister
Hans-Christoph Seebohm.
Äußerlich präsentierte sich der Wagen im seinerzeit für Reisezugwagen üblichen grünen Farbschema
(bis mindestens 1960 Flaschengrün RAL 6007, danach dann Chromoxidgrün RAL 6020) mit silbernem Dach (RAL 9006),
schwarzem Untergestell und schwarzen Zierlinien (RAL 9005). Den sogenannten DB-Keks erhielt der 10 207 dabei
vergleichsweise spät (siehe Foto).
Weitere Umbauten
Im Jahre 1965 ereilte den 10 207 Köl der nächste Umbau, der diesmal jedoch im AW Frankfurt/Main vorgenommen
wurde. Bei diesem Umbau erhielt der Wagen neue Übergänge, die an Stelle der veralteten Faltenbälge nunmehr
Gummiwülste besaßen. Zu diesem Zweck wurden die Wagenenden, wie bei den anderen Salonwagen auch, komplett geschlossen
und mit Standard-Zugschlußleuchten ausgerüstet, so daß er nunmehr im Kopfbereich den Neubauwagen ähnelte.
Die alten OWL-Halter waren bei dem Umbau gleichsam verschwunden.
Im Innenraum tat sich dagegen recht wenig, am deutlichsten sind die Veränderungen noch im Begleiterabteil auszumachen. Hier
wurden die bis dahin an der Wand zum Abort untergebrachten Schränke entfernt und durch Kühlschrank, Spüle und
Waschbecken ersetzt. Daneben ergaben sich allerdings auch kleinere Änderungen in den beiden einbettigen Schlafräumen.
So wurden die Kleiderschränke erneut angepaßt - was diesmal eine Verkleinerung bedeutete -, dafür kehrten
andererseits die Klapptische an der Außenwand zurück.
Die nächste Veränderung kam mit der Umzeichnung im Zuge der Übernahme der DSG-Speisewagen in den DB-Bestand auf
den 10 207 zu: seit dem 30.03.1966 wurde er unter der Nummer 10 307 Köl geführt (Erklärung hierzu
siehe
Beschreibung des 10 208). Bereits ein halbes Jahr später folgte dann gleich die
nächste Umzeichnung, diesmal im Zuge der Einführung der UIC-Nummern, die ihm die neue Bezeichnung Salonüge 801,
51 80
89-40 307-6 einbrachte.
Über die Jahre wurden am "10 207" dann nach und nach immer wieder mal kleinere, mal größere
Änderungen vorgenommen, von denen der Tausch der Drehgestelle gegen solche der Bauart Minden-Deutz in den 70er Jahren wohl
die einschneidenste war. Mit dieser Maßnahme konnte zudem die Höchstgeschwindigkeit auf 160 km/h gesteigert
werden, was die nächste Umzeichnung mit sich brachte, von nun an hörte er auf den »Namen« Salonüge
801.2, 51 80
89-80 307-7. Eine weitere Veränderung ergab sich mit der
Wechsel der Gattungsbezeichnung von Salonüge 801.2 zu Süg 801.2 (bzw. WGSüg 801.2) im Jahr 1976. Kurz darauf
wird der Wagen mit Scheibenbremsen, MG-Bremse und Notbremsüberbrückung ausgerüstet und seine zulässige
Höchstgeschwindigkeit auf 200 km/h heraufgesetzt, was wiederum einen Wechsel der Nummer zur Folge hatte:
51 80
89-90 307-5. Im Jahr 1986 erfolgte schließlich die letzte
Änderung seiner Bezeichnung: von WGSüg 801.2 auf WGSüg 851.2. Während dieser Zeit sind auch einige
bauliche Maßnahmen realisiert worden, so verlor er u. a. seine Dachantennen und erhielt stattdessen kleine
Funkantennen.
Gleichsam wechselte in den 70er Jahren auch seine Lackierung. Das gewöhnliche Grün mußte einem Anstrich in den
damals gültigen TEE-Farben weichen (oberhalb der Brüstung Beige RAL 1001, unterhalb Purpurrot RAL 3004, Dach
Umbragrau RAL 7022), wobei die Schürzen vermutlich anfangs wie bei "10 208" und
"10 213" Schwarzgrau RAL 7021 lackiert waren (spätestens ab Ende der 70er Jahre dann aber Purpurrot).
Im übrigen ließ sich der ehemalige 10 207 trotz des ähnlichen Lackes recht gut vom nahezu gleich
aussehenden ehemaligen 10 208 unterscheiden (und zwar ohne die unterschiedliche Lüfterbauform zu Rate zu ziehen):
während die beigefarbene Zierlinie an der Trennkante Wagenkasten-Untergestell beim ehemaligen 10 208 bis zu den
Kopfenden durchlief, endete sie beim ehemaligen 10 207 vor den Einstiegstüren.
In dieser Form war der Wagen jedoch immer seltener für die wechselnden Verkehrsminister unterwegs - Auto und Flugzeug
hatten der Bahn mittlerweile den Rang abgelaufen. So konnte der Wagen nun auch von Privatpersonen angemietet werden, was jedoch
im Laufe der 80er Jahre ebenfalls immer seltener geschah, so daß der Wagen letztendlich 1993 abgestellt und am 30.04.1996
offiziell ausgemustert wurde. Der letzte Verkehrsminister, der mit dem Wagen unterwegs gewesen ist, war im übrigen
Günther Krause.
Exponat in der Außenstelle Koblenz-Lützel des Verkehrsmuseums Nürnberg
Nach seiner Ausmusterung wurde der Verkehrsministerwagen (nicht zuletzt durch die Bemühungen der BSW-Freizeitgruppe
Koblenz-Lützel) als historisch wertvoll eingestuft und dem Verkehrsmuseum Nürnberg überantwortet. Er wurde
daraufhin nach Koblenz überführt und in die Obhut der dortigen BSW-Gruppe übergeben. Seit dieser Zeit kann er in
Koblenz-Lützel an den Besuchstagen zusammen mit einigen anderen ehemaligen Salonwagen (10 208, 10 241,
und 10 281) sowie weiteren historisch interessanten Eisenbahnfahrzeugen besichtigt werden.
Weiterführende Links
Übersichtsskizzen
Verwendung und Einsatz vor 1945
Einsätze bei den Alliierten Streitkräften
Zur Übersicht der heute noch vorhandenen Neubausalonwagen
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Technische Daten
Herstellerwerk |
Gebrüder Credé & Co., Kassel-Niederzwehren |
Baujahr |
1937 |
Salonwagen bei DB seit |
16.04.1951 |
Ausmusterung |
30.04.1996 |
Bezeichnungen |
nach Umbau 1951 |
Salon 4üe-37b/51, 10 207 Köl |
nach Umbau 1965 |
Salon 4üge-37b/51/65, 10 207 Köl |
nach Umzeichnung 30.03.1966 |
Salon 4üge-37b/51/65, 10 307 Köl |
nach Umzeichnung 30.09.1966 |
Salonüge 801.2, 51 80 89-40 307-6 |
nach Montage Minden-Deutz-Drehg. |
Salonüge 801.2, 51 80 89-80 307-7 |
nach Umzeichnung 1976 |
Süg 801.2 (WGSüg 801.2), 51 80 89-80 307-7 |
nach Heraufsetzung Vmax |
Süg 801.2 (WGSüg 801.2), 51 80 89-90 307-5 |
nach Umzeichnung 05.1986 |
WGSüg 851.2 (Süg 851.2), 51 80 89-90 307-5 |
Abteile |
Vorsalon |
1x |
Salon |
1x |
Abteile einbettig |
2x |
Mittelaborte mit gemeins. Badewanne |
2x |
Abteile zweibettig |
2x |
Küche/Wagenbegleiterraum |
1x |
Ofenraum |
1x |
Endabort |
1x |
Einstiegsraum |
1x |